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Himmelsfahrtsworkshop im Schloss Wilhelmsthal

28.05. – 01.06.2003

Freie Sichtachsen in Wilhelmsthal

Schloß Wilhelmsthal bei Eisenach hat zwischen dem 28. Mai und dem 1. Juni 2003 viel erlebt. Fünfzig Mitglieder des VKF sowie Schüler aus St. Afra in Meissen und aus Schulpforta haben mit ihrer „Arbeitswut“ (Eisenacher Allgemeine) für sichtbare Veränderung gesorgt. Verstopfte Dachrinnen der ehemals herzoglichen Jagd- und Sommerresidenz wurden gereinigt, Fallrohre repariert, Erdrinnen zur Entwässerung ausgehoben. Das Regenwasser kann nun ablaufen und die Außenmauern der Gebäude bleiben trocken. Das ist das Mindeste, was sich ein Denkmalpfleger wünschen kann. Und wenn der Eigentümer, das Land Thüringen, sich schon nicht darum kümmert, macht es eben der VKF.

Mit Sägen, Scheren und Mähern nahm sich der VKF Gestrüpp, Unterholz bis hin zu ausgewachsenen Bäumen und einen Zaun, der längst keine Funktion mehr erfüllt, vor. Dies alles versperrte die Sichtachse, die einst vom Säulengang über die davor gelegene Wiese auf den Wilhelmsthaler See führte. Eine 40 Jahre alte Tanne wurde gefällt. Einst als Weihnachtsbaum für das in Wilhelmsthal untergebrachte Kinderheim gepflanzt, versperrte sie die zentrale Sichtachse der Schloßanlage.

Eine Sonnenuhr samt Sockel wurde mit Hilfe des THW am Rande einer wilden Müllkippe geborgen und sicher gelagert. Der Nymphenbrunnen, der dem Verfall und den Naturgewalten wie dem Vandalismus ungeschützt ausgesetzt war, wurde fachmännisch eingehaust. Sonnenuhr und Nymphe warten nun in Sicherheit in ihren provisorischen Unterkünften auf bessere Zeiten.
Für Besucher wurden sechzehn Schautafeln mit Informationen über die Anlage aufgestellt. Stunden später haben schon die ersten Neugierigen einen Blick drauf werfen können.

Die Belohnung für die harte Arbeit kam spätestens am Samstagabend. Unter dem Säulengang wurde ausführlich getafelt und getanzt mit – neuem – Blick auf den See. Dort, wo zuvor Zaun und Gestrüpp den Blick aufhielten, konnte er nun über die Wiese bis hin zum See schweifen. Auch von der anderen Seite des Sees ist der Blick auf Wilhelmsthal nahezu so wiederhergestellt, wie er ursprünglich gedacht war.

Vor dem Diner sorgte das Aurora Quartett aus Weimar für angenehme Unterhaltung. Im Festsaal der Schlossanlage spielte es Werke von Schumann und Schubert. Im Intermezzo las der Schauspieler Olaf Müller aus Goethes Wahlverwandtschaften vor. Eduards, Charlottes und des Hauptmanns abendliche Diskussionen wurden mit seiner sonoren Stimme derart belebt, dass man die muntere Debatierrunde förmlich vor sich sah.

Allerdings wurden leise Zweifel hörbar. Sie stellten in Frage, ob Goethe tatsächlich in Wilhelmsthal die Wahlverwandtschaften verfasste. Ob er es nun dort oder woanders tat, ist nebensächlich. Der Anlage gebührt eine tatkräftige Zuwendung, die dort anknüpft, wo der VKF sein Engagement an diesem Wochenende abgeschlossen hat.