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Himmelfahrtsworkshop in Iszkaszentgyorgy, Ungarn

10. – 13.05.2018

10. Mai 2018

Während der Berliner Teil der VKF-Gruppe noch friedlich in den Betten schlummert (unser Flieger sollte erst gegen frühen Mittag in Schönefeld abheben), trudelt der andere Teil bereits frühmorgens am Düsseldorfer Flughafen ein. Die Vorfreude ist groß, denn dieses Jahr geht es für einen weiteren Europaworkshop nach Ungarn, südöstlich von Budapest, in das Dörfchen mit dem Namen Iszkaszentgyorgy (was auszusprechen stets eine kleine Herausforderung darstellten sollte).

Dort erwartet uns bei der Ankunft das Palais Amadé-Bajzáth-Pappenheim, ein wunderschöner Barockbau mit traumhafter Gartenanlage und Blick auf die ländlichen Weiten Ungarns. Empfangen werden wir von Ari Kupsus, einem in Budapest arbeitenden Galeristen aus Finnland. Er ist die gute Seele des Schlosses, hat die Anlage in jahrelangem Engagement gesichert und stellt sie nun einem internationalen Publikum zur vielfältigen kulturellen Nutzung zur Verfügung. Zudem bringt das Schloss die örtliche Grundschule unter, was wir sogleich an den Kinderaugen erkennen können, die auf Grund der vielen Besucher aus Deutschland neugierig aus den Fenstern schauen.

Nachdem gegen Nachmittag sowohl Düsseldorfer als auch Berliner Reisetruppe eingetrudelt und im Schlosspark versammelt sind, gibt es von Ari höchstpersönlich eine Führung durch das Schloss und über die Anlage. Und bald kommt auch schon der Abend, den wir gemütlich bei Bier und Wiedersehens- und Kennenlerngesprächen ausklingen lassen. Noch sind die Kleider also weder staubig noch dreckig und die Muskeln brennen nicht, aber umso mehr freuen wir uns auf den nächsten Tag, an dem die Arbeiten rund um das Schloss beginnen sollen. So legt sich der gemütliche Teil der Gruppe in die Betten der für VKF-Verhältnisse sehr luxuriösen Unterbringung im Schloss (inkl. genügend warmer Duschen!), der Rest bezieht todesmutig die Feldbetten im Seitenanbau des Schlosses.

11. Mai 2018

Die Aufgaben, die uns am nächsten Morgen erwarten, sind vielfältig. Eine erste Gruppe macht sich mit Spachteln, Schutzbrillen und Mundschutz ausgestattet auf den Weg in die Kapelle des Dorfes, rund fünf Minuten Fußmarsch vom Schloss entfernt. Dort soll die Farbe von den Innenwänden abgetragen werden, um die Grundlage für das Wiederauftragen der früheren Fresken zu schaffen. Eingewiesen werden wir von einem Malermeister aus der Gegend und seinen Auszubildenden, die uns erklären, wie wir die Farbe richtig entfernen können, ohne die Grundstruktur des Gemäuers zu beschädigen.

Zudem gibt es dieses Jahr viele Aufgaben, die zum einen gärtnerische Fein- zum anderen genauso viel gärtnerische Grobmotorik erfordern. Eine Gruppe trägt mit Hacken und Spaten 10cm der Erdschicht im ehemaligen Gemüsegarten ab, damit die Grundschüler diesen wieder als Küchengarten nutzen können. Ein weiterer Trupp ist damit beauftragt, den Schulhof zu erweitern, der bislang nur aus einer traurigen Betonfläche besteht. Mit Motorsäge und Heckenschneider wird ein Teil des umliegenden Gestrüpps beseitigt, um Raum für eine grünere Pausenfläche zu schaffen. Diese Aufgabe ist auf Grund starker Mann- und Frauzahl sogar schon schneller erledigt als gedacht, sodass wir Ari die unerwartete Freude machen können, auch noch die ehemalige Pferderennbahn auf dem Schlosspark von Gebüsch und Gestrüpp zu befreien und somit wieder sichtbar zu machen. Eine mindestens ebenso große Freude macht Ari das selbsternannte Gärtnerinnenteam, das in der traumhaften Gartenanalge des Schlosses Blumenbeete von Unkraut befreit und alte Hecken wieder sichtbar macht – hier spielt definitiv die gärtnerische Feinmotorik die tragende Rolle.

Der zweite Abend kommt schneller als gedacht und wir freuen uns nach der harten Arbeit auf den anschließenden Programmpunkt – eine Weinprobe bei einem nahegelegenen Winzer inklusive köstlichem Abendessen. Nach einer Führung durch den Weinkeller sitzen wir bei lauen Frühsommertemperaturen neben den Weinfeldern an reichgedeckten Tischen, werden von der sehr herzlichen Winzerfamilie bewirtet und fühlen uns fast wie in der Toskana..

12. Mai 2018

…der (Muskel)kater, der uns am nächsten Morgen erwartet, ist nach einem Frühstück bei strahlendem Sonnenschein und dem Beginn der Arbeiten schnell vergessen. Die Teams gehen wieder voll im Wändeabspachteln, Hackeschwingen, Motorsägebedienen und Schubkarreschieben auf und wir können alle Aufgaben pünktlich beendigen. Ari ist mehr als glücklich und dankbar und auch wir freuen uns, die fertigen Arbeiten der jeweils anderen Teams zu bewundern – was man in knapp zwei Tagen nicht alles schafft! Nach einem aufregenden Fußballspiel, das diesmal in gemischten Teams stattfindet und ein rein sportliches Messen nach harter Arbeit ist, befreien wir uns für das Abschlussessen von Staub und Schmutz. Das (feinfühlige) Gartenteam hat derweil für den Abend mitgedacht und die lange Festtafel, die wir im Garten aufbauen mit frischen Blumen geschmückt.

Das Festmahl wird mehr als schön! Die örtliche Bevölkerung hat traditionelles Gulasch gekocht, das aus großen Kesseln (so groß, dass Straßenschilder als Deckel fungieren) serviert wird. Bei Wein und Bier sitzen wir bis in die Nacht und reden, irgendwann wird auch getanzt. Gekrönt wird der Abend noch von einem Anruf, den wir über die Lautsprecher von Aris Handy in Empfang nehmen: eine letzte Nachfahrin der Pappenheimer Linie, die das Schloss im 18. Jahrhundert erbaut hat, bedankt sich sehr herzlich für unseren tatkräftigen Einsatz. Sie ist selber über 90 Jahre alt und sehr gerührt von der Arbeit, die wir geleistet haben.

13. Mai 2018. Bei erneut strahlendem Sonnenschein stärken wir uns mit einem letzten Frühstück im Schlosspark für die Rückreise. Bevor es zum Flughafen geht, machen wir allerdings noch einen kulturellen Stop in Budapest. Die Führung durch die beeindruckenden und opulenten Räume des ungarischen Parlaments bietet einen schönen Abschluss eines gelungenen VKF-Workshops. Begleitet wurden wir während der gesamten Zeit übrigens von Andreas, der unsere drei Tage in Ungarn mit der Kamera festgehalten hat. Premiere feierte der Film dann beim diesjährigen European Heritage Summit in Berlin, anschauen könnt ihr Euch das Ergebnis auch auf der VKF Website – es lohnt sich!

Hamarosan találkozunk – bis bald, Ungarn!

Anna Rückeis und Nikoline Nieding