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Sommer-Workshop Wasserschloss Frankleben

28. – 30.08.2009

Wasserschloss Frankleben, irgendwo zwischen Halle und Merseburg im Saalekreis in Sachsen-Anhalt.

Eine Gegend, in die es einen nicht so ohne weiteres verschlägt, es sei denn man macht bei einem VKF – Workshop mit, der, wie wahrscheinlich alle, auch das Motto des diesjährigen Kunstprojektes ’Provinz’ im Untertitel tragen.

Vor gut 20 Jahren war hier noch das Zentrum des Braunkohletagebaus und der mitteldeutschen chemischen Industrie. Leuna, Bitterfeld etc. liegen fast in Sichtweite.

Und heute…?

… gibt es dort noch das Wasserschloss Frankleben, eingebettet in eine langsam entstehende, sehr weitläufige Seenlandschaft mit dem bald größten künstlichen See Deutschlands.

Hier entsteht ein riesiges Freizeit- und Naherholungsgebiet, nur die Freizeitsuchenden sind bisher noch nicht gesichtet worden.

Aber wir waren nicht nur zur Erholung da!

Dem Wasserschloss, bei dem der Turm und weitere Teile des Gebäudes bereits stark einsturzgefährdet waren, wird von dem jetzigen Besitzer wieder Leben eingehaucht.

Es wird ein Museum eingerichtet, das den Braunkohletagebau und die dadurch verschwundenen Ort- und Landschaften dokumentiert, Teile des Schlosses sollen für kulturelle Zwecken genutzt und somit auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht  werden. Der Turm ist bereits gesichert und weitere Räume im Inneren sind ebenfalls wieder hergerichtet.

Aber trotzdem noch genug Arbeit für einen VKF- Workshop  und noch einige dutzend weitere …

So ist der VKF mit ca. 25 Freiwilligen angerückt, um dem etwas vernachlässigten Schlösschen wieder auf die Sprünge zu helfen.

Ein im wahrsten Sinne des Wortes großes Projekt war, aus dem Schutthaufen neben der Hofeinfahrt, die noch brauchbaren Basaltpflastersteine heraus zu klauben und separat zu lagern, damit mit diesen Steinen irgendwann der Hof wieder gepflastert werden kann. Damit wurde direkt am Freitagnachmittag begonnen, so dass sich das anschließende Bad in einem der umliegenden Seen bereits richtig lohnte.

Der beliebteste Job beim Plastersteinprojekt war natürlich mit dem großen Trecker und Frontlader den Haufen zu lockern, und die sortierten Steine abzutransportieren. Nach einer kurzen Einweisung sind fast alle die im richtigen Leben nur mit ’normalgroßen’ Autos fahren mit großer Begeisterung mit dem Traktor, mit fast 2 m hohen Reifen über den Hof gefahren und haben einen großen Berg aus Basaltpflastersteinen aufgeschüttet.

Zuletzt wurde noch mit dem Trecker ein Teil des Weges planiert

An der Fassade des Schlosses wurden dutzende von rostigen Eisenhaken die noch aus der Entstehungszeit stammten mit Schlagbohrer, Hammer und Meißel herausoperiert. Hieran war früher mehrere hundert Jahre altes Efeu am Schloss hochgerankt, welches allerdings bereits zu DDR Zeiten entfernt wurde.

Die Haken mussten entfernt werden, da sie nach dem Streichen der Fassade weiterrosten und sich dann an der Fassade überall Rostflecken bilden würden.

Im Innern des Schlosses gibt es noch original historische Holzdecken. Diese sind im Laufe der Jahrhunderte mit mindestens 8 -10  Farbschichten überzogen worden.

In einem Eckzimmer, in dem General Yorck von Wartenburg, 1813 von der Völkerschlacht in Leipzig kommend, übernachtet hatte, soll das sogenannte York Zimmer eingerichtet werden. Hier galt es in mühevoller Kleinarbeit mit Heißluftfön und Spachtel, Farbschicht um Farbschicht abzutragen.

Dies wurde mit vereinten Kräften begonnen und es konnte ein beträchtlicher Teil der reich verzierten Decke freigelegt werden.

Im Innenhof des Schlosses wurde erst einmal eine Menge Schutt weggeräumt bevor mit den Pflasterarbeiten begonnen werden konnte.

Hierbei wurde, obwohl es sich als eine große Puzzle und Sisyphusarbeit entpuppte, fast der komplette Innenhof gepflastert.

Das Ergebnis wurde natürlich gebührend bewundert…

…und der ein oder andere hatte sich auch eine entsprechende Auszeichnung verdient!

Im Park wurden ein Menge Bäume und Büsche die umgekippt waren, zersägt und aufgeschichtet, so dass das, was vorher wie ein Schlachtfeld aussah schon wieder langsam als Parkanlage zu erkennen war.

Während einige noch arbeiteten …

(Man beachte auch das gelungene Zusammenspiel von alten und neuen Baumaterialien im Hintergrund…)

…konnten andere, bereits entspannt zurückgelehnt auf Ihr Tagwerk schauen.

Nach getaner Arbeit gab es abends von einem lokalen Historiker noch einen kleinen Vortrag über Frankleben, das Schloss und über die Alteigentümer-Familie von Bose (auf sächsisch ’von Böse’ ausgesprochen)  der sich von der Steinzeit über das Mittelalter bis hin zur Neuzeit erstreckte.

Zum Glück wurde er irgendwann von seiner, an seinem Ärmel zupfenden Frau zur Abkürzung seines Vortrages bewegt, damit der weitere Abend seinen Verlauf nehmen konnte!

Abends nach dem Candle-Light Dinner im Park wurde bei einem tollen Konzert einer Hallenser Jazz-Band, das aufgrund des plötzlichen Kälteeinbruchs kurzerhand in das Innere des Schlosses verlegt wurde, noch ausgiebig geschwooft und gefeiert. Bis dann zu später Stunde alle irgendwann Ihre Ruhe im Kulturhaus II fanden.

Nach der jähen Beendigung der kurzen Nachtruhe mit auf Französisch interpretierter Streichfett Werbung, füllten wir nach einem kurzen Frühstück die Kirche in Frankleben.

Nach der Besichtigung des Merseburger Doms und einem kleinen Rundgang durch Merseburg machten sich aller wieder auf den Heimweg.

Christoph Schädler