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Jubiläumsworkshop in Remplin

24.05.2017

Es wurde wieder Zeit – 15 Jahre nach meinem letzten Workshop, zum 25 jährigen Jubiläum des VKF und nach einem Anruf von Philipp, dass wir Gründer und jetzt Väter mal wieder ran sollten. Und es war eine schöne Zeit – aber der Reihe nach.

Axel (Mitgliedsnummer 7), Line (Nr. 123, zuerst geküsst auf einer VKF-Radltour vor 22 Jahren), Josef (noch kein Mitglied aber auf dem Weg dahin, 14 Jahre), Johann (ebenso, 12) sowie Lioba und Peter (10 und 5) machen sich auf dem Weg von kurz vor Salzburg nach Remplin – 882km – viel weiter kann man in Deutschland nicht fahren. 6 Uhr losgefahren, Frühstück auf der Autobahn, Mittagessen an einem Ort ohne Namen und Gesicht, Ankunft in Remplin um 14:00 Uhr. Alles gut.

Remplin – am Ende einer zugegebenermaßen sehr schönen Welt steht ein halbes Schloss, missbraucht von 50 Jahren Kommunismus, umgeben von einem beeindruckenden Park, geliebt von der Gemeinde und einer privaten Schule.  Deren Turnhalle wird unser Schlafzimmer, die Großküche unser Sternerestaurant und der Spielplatz unser Wohnzimmer der nächsten Tage. Sieht schon mal gut aus.

Donnerstag, 14:05 – wie vor 15 Jahren, wie immer, nur noch schöner, da mit den eigenen Kindern: historische Dachziegeln von einem Schuppen holen und einen alten Saal von seinen kommunistischen Zwischenmauern befreien. Schutt ohne Ende, noch mehr Staub, Blasen an den Händen, für die ganz schweren Vorschlaghammer zum Glück die Abiturienten aus Salem. Um 20:10 Uhr war das Werk vollbracht. Was für ein Start. Eltern glücklich und Kinder noch glücklicher: ein echtes Teammitglied zu sein, egal ob 45 Jahre oder 14 oder 5 und mit den eigenen Händen zusammen schwerst zu arbeiten – wann machen wir so etwas in unserer durch-designten Zeit.

Freitag, 07:55 – unglaublich, die ganze Nacht durchgeschlafen und das auf einem Feldbett zu 50igst in einer Turnhalle. Unglaublich auch diese Rückenschmerzen oder ist es Muskelkater. Unglaublich das Frühstück in der Sonne mit frischen Brötchen. Den guten Stil hat der VKF in seinen 25 Jahren nicht verloren sondern weiterentwickelt.

Freitag, 15:13 – ein Team befreit den Speicher des Schlossflügels von Schutt, Schutt, Schutt. Ein anderes befreit die Dachziegel von Mörtel und Alterspräsident Philipp befreit seine Spielleidenschaft mit Drohnenflügen über die Szenerie. Schwitzende Körper treffen auf  smartes Management. Wie im richtigen Leben. Das Orga-Team hat nicht nur die Verpflegung im Griff sondern auch die Werkzeuge. Wir kommen voran und die Rückenschmerzen sind weggearbeitet.

Freitag, 18:41 – Schweiß meets Kultur. Schloss Kummerow mit seiner privaten Kunstsammlung, ein Kleinod im Nirgendwo. Und wir sehen frisch geduscht wieder aus wie Wessis, wie damals nur jetzt nicht im Golf sondern in X, Q oder sonst was Dickem. Es fühlt sich aber nicht fremd an, 25 Jahre haben zum Glück die Konturen verwischen lassen. Danach Abendessen bzw. Galadinner um die Ecke. Kinder nicht mehr gesehen, neue Freundschaften setzen neue Energien frei – wann wohl der erste Kuss der ‘2nd Generation‘ stattfindet …

Samstag, 16:26 – VKF meets Lokals. Fußball. Auch wie immer und wie immer ohne mich. Dafür mit Flüchtlingen, die beide Teams verstärken und die Spielqualität deutlich steigern. Farbige Gesichter in MVP – das gab es vor 25 Jahren nicht. Fühlt sich irgendwie gut an, auch wenn wahrscheinlich einige hier widersprechen. Gewonnen haben alle. Und gewinnen wird auch MVP durch diese Bereicherungen.

Samstag, 23:48 – in lauer Sommernacht schmeckt das Bier besser und besser. Wie schnell aus (teils) fremden Menschen Freunde werden können – wie früher: Schweiß verbindet, Kultur auch und der VKF erst recht. In den Köpfen der Kinder ist längst der Workshop im nächsten Jahr beschlossen. Und wir Eltern widersprechen nicht. Der alte Workshop-Trick funktioniert noch immer: hole Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung, gebe ihn etwas Gutes zu tun und würze das mit netten Menschen, Männerspielzeugen, Musik und Erlebnissen. Neu ist der Generationenmix – zwischen 5 und 50 wirklich Hand in Hand zu arbeiten, die Kinder die Deutsche Einheit buchstäblich begreifen und in ihrer Verantwortung wachsen zu lassen und die Eltern in ihrem Stolz explodieren zu sehen, toll. Und dazwischen, die Mittelgeneration: Organisatoren, Muskelpakete, von den Kindern bewundert und von den Eltern auch; selbst wahrscheinlich etwas verwundert über das ‚family feeling‘ aber mitten drin und zentral. Ohne euch ging gar nichts, danke!

Sonntag, 22:17 – Horrorrückfahrt, auch wie immer am Himmelfahrtswochenende. 13 Stunden, so lange brauche ich sonst nicht einmal im Flieger nach Schanghai. 

Egal. Wir kommen wieder. 2018, 2019, 2020… 

Axel, Line, Josef, Johann, Lioba und Peter Wiedersperg